Vorschaltseiten – Die Hydra der Web-Designer

“Machen wir eine Vorschaltseite”. Sowas hört man als Web-Designer oder -Entwickler häufig. “Splash Pages” werden solche Seiten auch genannt.

Warum sind Vorschaltseiten so beliebt?

Viele übertragen das Konzept des Editorials aus Magazinen oder des Vorworts aus Büchern ins Internet. Ganz einfach. Es klingt logisch und es ist einleuchtend, vor dem Besuch einer Website erstmal zu verdeutlichen, was den Besucher erwartet. Das an sich ist ja keine schlechte Idee und gut gemeint – geht aber am Ziel kilometerweit vorbei.

Warum sind Vorschaltseiten schlecht?

Meine Kunden sind entweder Agenturen oder Unternehmen bzw. Unternehmer. D.h. sie wollen ein Produkt oder eine Dienstleistung verkaufen. Eine Vorschaltseite mit dem Text “Herzlich willkommen bei (…), klicken Sie hier oder da” hilft nicht dabei, das zu tun. Und warum?

Wenn man einen Besucher schon dazu bekommen hat, die Website zu besuchen, ist das oberste Gebot, ihn mit einem Schlag für das Produkt oder die Dienstleistung zu konfrontieren und dafür zu sorgen, dass entweder vorhandenes Interesse verstärkt oder nicht vorhandenes Interesse geweckt wird. Und zwar jetzt sofort. Das ist der Zweck einer Startseite – die Vorschaltseite steht dem Benutzer im Weg!

Mit “Herzlich Willkommen bei (…)” gibt man dem Besucher Zeit, den Besuch dieser Website zu überdenken. Er wird vielleicht woanders hingehen, weil ihm die Begrüßung nicht passt oder weil er glaubt, hier falsch zu sein. Abgesehen davon: Der Nutzer erwartet einen Nutzwert (alternativ je nach Thema der Website: Unterhaltungswert). Den bekommt er durch eine Vorschaltseite nicht unmittelbar, d.h. der Nutzer ist zunächst enttäuscht. Schon das kann ein Grund sein, dass er das Weite sucht.

Haben Vorschaltseiten nicht doch eine Berechtigung? Beispielsweise als Bereichs- oder Sprachauswahl?

Meiner Meinung nach nicht. Wenn bestimmte Bereiche einer Website hervorgehoben werden sollen, sind Landing Pages ein geeignetes Mittel. Oder Microsites. Bei der Sprachauswahl kann man maschinell eine Vorauswahl machen, z.B. anhand der IP-Adresse, die einer geografischen Region zugeordnet wird. Daraus wird eine Sprache abgeleitet und automatisch gewählt. Oder die im Browser des Besuchers eingestellten Sprachpräferenzen werden ausgelesen. Das alles sollte zu mindestens 90-99% korrekt sein. Selbst wenn nicht, kann der Nutzer dann immernoch im Navigationsmenü die Sprache umstellen.

Für eine Vorschaltseite sehe ich in 99,99% aller Fälle keinen vernünftigen Grund.


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