Die Shop-Software Magento ist seit einigen Monaten auf dem Vormarsch. Dabei polarisiert sie ordentlich: Die einen verdammen sie als undurchschaubare Bloat-Ware (obwohl OpenSource), die anderen preisen sie als Software wie sie sein soll – durchdacht strukturiert und modern programmiert. Ich zähle mich zur zweiten Gruppe.
Zum Erfolg von Magento trägt sicherlich (u.a.) die Tatsache bei, dass XT-Commerce vor einiger Zeit in der Version 4 erschienen ist. Meiner Meinung nach hat der Hersteller mit dieser Version strategische Fehler begangen:
- Der Hersteller hat sich mit dieser Version vom offenen Modell der Version 3 verabschiedet
- der Programmkern ist für Kunden nicht mehr so ohne weiteres zugänglich
- Themes und Module für Version 3 sind nicht mehr kompatibel mit Version 4.
Shop-Betreiber konnten bisher entweder selbst Hand an den Shop legen, eines der zahlreichen Plugins oder Know-How von einem Dienstleister kaufen. Das war das Erfolgsrezept von XT-Commerce. Durch die fehlende Kompatibilität der dringend notwendigen Neuentwicklung mit der Version 3 hat man aber viele in die Arme anderer Shop-Software-Hersteller getrieben – unter anderem zu Magento.
Magento ist völlig anders aufgebaut und wesentlich besser programmiert. Oft wird bemängelt, dass man für vermeintlich einfache Aufgaben bei Magento 10x so lange braucht wie bei “herkömmlicher” Software. IMHO liegt das daran, dass
- die Anforderungen, eine komplexe Software wie Magento voraussetzt, nicht mit dem Wissensstand der Shop-Betreiber oder der Arbeitsweise vieler Entwickler harmoniert und
- Entwickler zum strukturiertem Arbeiten zwingt (jedenfalls falls man sich zurückhalten kann, Programmlogik in Templates einzubauen).
- Bei Magento muss man zunächst mal die Dokumentation studieren um zu wissen, an welchen XML-Konfigurationsdateien man was ändern kann oder soll.
Korrekt ist allerdings auch, dass Magento in der Version 1.3 nicht alles kann, was es können sollte. Beispielsweise weist Magento grundsätzlich Umsatzsteuer aus, auch wenn ein Shop-Kunde eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer angegeben hat. Sowas muss angepasst werden. Das habe ich übrigens gerade für einen Kunden gemacht – API studiert, Plugin gebaut, getestet und fertig. Das ist für einen Shop-Betreiber kein Problem, wenn er die richtigen Leute kennt. :)
Bis Magento in der Standard-Ausführung reif für den deutschen Markt ist, wird es sicherlich noch ein paar Monate dauern. Ob der Shop danach ohne weitere Anpassungen von Shop-Betreibern einfach so genutzt werden kann, bezweifle ich stark. Allerdings gilt das für so gut wie jede flexible Standard-Shop-Software, wenn man einen repräsentativen und erfolgreichen Internet-Shop aufbauen will.
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